Was sind denn heute die Schwerter der Gegner?

 

"Wenn du, um es in Begriffen der Kriegskunst auszudrücken, das Schwert eines Gegners auf dich einschlagen siehst und dabei denkst, dass du es so und so parieren musst, dann fixiert sich dein Geist auf das Schwert. Dein Handeln wird unsicher sein und du wirst von deinem Gegner besiegt werden. Dies wird Fixierung und Verweilen genannt."
 
"Wenn du das schlagende Schwer zwar siehst, deinen Geist aber nicht darauf richtest und keine Gedanken in deinem Kopf zurückbehälst und das kommende Schwert parierst, sobald du es siehst, ohne deinen Geist in irgend einer Weise darauf zu fixieren, dann kannst du deinem Feind das Schwert, das dich töten sollte, abnehmen und es in ein Schwert verwandeln, das ihn tötet."
 
Im Zen sagt man dazu: "Die Spitze der Lanze nehmen und sie umdrehen, um den anderen zu erstechen. Das bedeutet genau dasselbe wie dem Gegener sein Schwert abnehmen, um ihn in dem zu töten, was man kein Schwert nennt."
"Gleichgültig, ob der Gegner zuerst schlägt oder du zuerst schlägst, wenn du deinen Geist auf die Person oder das Schwert, auf die Entfernung oder den richtigen Zeitpunkt fixierst, dann wird dein Handeln unsicher sein. Den Geist im Zaun halten, um ihn auf den Körper zu konzentrieren, ist etwas, das man nur als Anfänger üben sollte."
"Wenn du deinen Geist bei den Handlungen des Gegners verweilen lässt, wird dein Geist von den Handlungen des Gegners vereinnahmt. "
"Wenn du deinen Geist bei dem Gedanken an das Töten des Gegners verweilen lässt, wird dein Geist von den Gedanken an das Töten des Gegners vereinnahmt."
"Wenn du deinen Geist bei dem Gedanken bei deinem eigenen Schwert verweilen lässt, wird dein Geist von deinem Schwert vereinnahmt."
"Wenn du deinen Geist auf deine feste Absicht richtest, dich nicht töten zu lassen, dann wird dein Geist von der festen Absicht, dich nicht töten zu lassen vereinnahmt."
"Wenn du deinen Geist bei der Körperhaltung des Gegners verweilen lässt, dann wird dein Geist von der Körperhaltung des Gegners vereinnahmt."
 
Tatsache ist, dass du deinen Geist nirgendwo verweilen lassen sollst.
"Wenn der grundlegende Geist erstarrt und sich auf einen Punkt konzentriert, dann wird er zum irrenden Geist. Wenn der grundlegende Geist einmal verloren ist, werden seine verschiedenen Funktionen mangelhaft. Das Wesentliche ist also, sich zu bemühen, ihn nicht zu verlieren. Der grundlegende Geist ist wie das Wasser, das nirgendwo bleibt, der irrende Geist ist wie Eis, mit dem du dir weder Hände noch Gesicht waschen kannst. Wenn sich dein Geist eine Stelle fixiert und bei der Sache verweilt, dann erstarrt er. Infolgedessen kann er nichgt mehr frei sein und ungehindert genutzt werden, wie Eis nicht zum Waschen verwendet werden kann."
 
"Wenn du deinen Geist schmelzen und ihn wie einen Strom durch deinen ganzen Körper fliessen lässt, dann kannst du ihn ganz nach deinem Willen überall hin schicken und benutzen. Dies wird der grundlegende Geist genannt."
 
 
 
Auszüge, Zitate und Bemerkungen von Takuan Sōhō (1573 - 1645)
Zen-Meister und Schwertkämpfer, spiritueller Lehrer von Yagyu Munenori