Ethik im Aikido

 

Das Aikido ist die Disziplin eines ganzen Lebens. Eine aufrichtig bemühte Ausübung führt zu ständigen technischen Fortschritten wie auch zu einem besseren Verständnis der menschlichen Natur. Auf traditionelle Art ausgeführt, so wie es der Gründer gelehrt hatte, behält das Aikido sichtbar einen Kampfcharakter bei, und es wäre falsch anzunehmen, das Ausüben des Aikidos sei etwas Weiches. Die Techniken werden kraftvoll ausgeführt, aber ohne gewalttätige Absicht.

Die Philosophie des Aikido und die Anwendung dieser Kunst haben einen massgeblichen Einfluss auf diejenigen, die es ausüben.

Mit dem Erlernen des Aikido wird die Achtung Dritten gegenüber ausgebildet und folglich die Achtung gegenüber sich selbst. Der Rang des Schülers, der dieser im Dojo ausnimmt, ist dabei nicht von Bedeutung, wie auch die Stellung, die er ausserhalb des Dojos einnimmmt. Das Aikido ist förmlich mit seinen Gruss- und Dankgebärden. Genaue Regeln über die Art und das Verhalten, ein klar definierter ethischer Schlüssel der Bräuche. Diese Regeln und diese Art des Umgangs mit den Anderen mögen steif erscheinen, sind jedoch sehr nützlich in einer Zeit, wo die Kunst, mit den Mitmenschen achtvolle Beziehungen aufzubauen, sich verliert. 

Die Ausübung des Aikido ist nicht leicht. Es verlangt Disziplin und Willen. Die Disziplin des Geistes und die Disziplin des Körpers sind für denjenigen, der in der Beherrschung dieser Kunst vorwärts kommen will, wesentlich.

  • Zur Erlangung einer richtigen Beherrschung des Aikido ist es unumgänglich, den Anweisungen des Lehrers genau nachzukommen.

  • Aikido ist eine Kampfkunst, deren Vollkommenheit in der Entwicklung einer Aufmerksamkeit und Wachsamkeit beruht, die unsere ganze Umgebung umfasst und keinen heiklen Punkt, keine offene Türe (Suki) zulässt.

  • Das Ausüben wird angenehm und vergnüglich, sobald das sachkundige Niveau es erlaubt, den körperlichen und geistigen Schmerz hinter sich zu lassen.

  • Beim Ausüben muss immer in den Grenzen dessen geblieben werden, was natürlich und vernünftig ist. Das Training muss dem Körper und seinen Fähigkeiten Rechnung tragen.

  • Der Praktikant soll sich nicht mit dem, was im Dojo gelehrt wird, zufrieden geben. Es gilt, das Gelernte dauernd zu entwickeln, zu experimentieren und in sich selbst tiefer zu verstehen.

  • Aikido hat zum Ziel, die Menschenwürde voll zur Geltung zu bringen, die in jedem von uns ist. Es soll nicht dazu dienen, das eigene Ego zur Schau zu tragen.

 

aus dem Französischen übersetzt von C.M. Aebischer (Genf)